Happy New Year!

Das neue Jahr begrüßt uns mit Sonnenschein, und wir denken an euch „oben auf der Erdkugel“ in diesem Moment, in dem bei euch die Gläser klingen und die Raketen pfeifen. Wir stehen gerade auf einer überaus friedlichen Waldlichtung in der Mittagsonne, einem DOC-Camping (das ist die staatliche Naturschutz-Organisation). Es gibt Toiletten, eine Naturdusche, 0% Netzempfang, viel Stille und viele Vögel, und ein paar wenige Mitcamper mit Zelten. Die Campgebühr wirft man einfach in einen Briefkasten.

Staunend und ganz allein, nur von den melodischen Vogelstimmen umgeben ließen wir die Gemeinschaft der uralten Kauri-Bäume dieses Waldes auf uns wirken, von denen der älteste hier keimte, als wir in Europa gerade Burgen bauten und Hexen verbrannten. Der älteste Kauri in Neuseeland war über 4000 Jahre alt gewesen. Uralt, majestätisch ruhend und schwindelerregend hoch sind sie.




Wir sind einem Wahnsinns-Kiddy-Surf-Boot-rein-Boot-raus-Grill-anwerfen-Rummel* an einem extrem wuseligem, engem Hochsaison-Camping entflohen und richtig happy hier mitten im Urwald, eine Stunde landeinwärts.

Gestern erhielten wir auf einer kleinen Wanderung in den Dschungel unsere Kiwi-Taufe, es regnete so intensiv auf dem Rückweg, dass wir völlig durchnäßt und triefend (aber mit attraktiver Beute im Kameraspeicher) wieder bei unserm Bus ankamen.
Wunderbar, dann im großen Wald ein trockenes Plätzchen zu haben, wenn der Regen aufs Dach trommelt, und unseren Gaskocher um einen Tee zu kochen. Gut gelaunt mampfen wir excellente Kartoffelchips, trinken Bier und spielen Pacman, und später stundenlang Scrabble auf dem iPad.

Später machen wir uns dran, ein indisches Silvester-Essen zuzubereiten, und stoßen zu Mitternacht mit australischem Wein auf die Daheimgebliebenen an.
Kultur-Natur-Paradox: Von unseren Camp-Nachbarn, die sich vorher lange auf der tropfnassen Wiese abgemüht hatten, ein Feuer in Gang zu bringen, klingen plötzlich Chansons von George Moustaki durchs Busfenster und danach mit perfekt klassisch ausgebildeter Singstimme fröhlich zwitschernde Operetten-Arien, begleitet von der Gitarre, an unsere verzauberten und überraschten Ohren.
Etwas von dieser leichten Energie senden wir zu allen unseren Freunden, stoßen auf euch an, wünschen Euch ein wundervolles neues Jahr mit viel Raum für wirklich Wesentliches!

Wir finden, dass es eine tolle Hochzeitsreise ist und stellen eindeutig fest, dass es uns so besser geht, je einfacher (= billiger) und naturnäher der Platz ist. Die Dinge, die der Seele gut tun, kann man nicht kaufen, und an Plätzen, an denen Vieles zu kaufen und zu Begehren ist, gibt es so Weniges, das wirklich gut tut.

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* Der Rummel ist allerdings nach europäischen Maßstäben harmlos und wäre bei uns eher der Urlaubs-Normalfall. Der Neuseeländer reist aber mit Hauszelt, großem Geländewagen, Bootsanhänger mit eigenem Boot und vielen Angeln, Harpunen und/oder Tauchgeräten. Die im mannlich-stolzem Seemansgang herangeschafften Jagdergebnisse werden dann mithilfe eines enormen Grills im großen Kreis der Familie zubereitet und verspeist. Es sind nette und offene Leute. Das ganze mal zweihundert auf einem viel zu kleinen Campingplatz ist aber nicht so nach unserem Geschmack.

2 Antworten auf „Happy New Year!“

  1. Happy New Year, there downunder!
    Es sei Euch großzügig verziehen, mit australischem Wein aufs neue Jahr angestossen zu haben, wir erzählen es keinem Kiwi weiter…;-)

    Haben gestern gegen 19 Uhr das Feuerwerk auf den Weihnachtsinseln, dann in Auckland, schliesslich in Sidney und dann in HongKong ausschnittshaft gesehen bevor wir selbst zum Silversterfeiern gingen. Ja selbst die Zeit ist eine Illusion: während wir gerade vom Frühstückstisch aufgestanden sind und nun die Neujahrsskier einpacken, geht bei euch der 1. Tag des neuen Jahres gerade zu Ende.

    Grüsst die uralten Kauribäume von uns, deren Anmut Ihr gerade so trefflich beschrieben habt, die geliebten kompostklobestandenen DOCs (vergesst nicht Euer Geld in den Kasten zu werfen, manchmal kommt der Ranger früh morgens aus dem Bush und kontrolliert).

    Ja und den „Rummel“ hält man dann gut aus, wenn man eingeladen und Teil von ihm wird. Ansonsten können wir Eure kurzzeitigen Absatzbewegungen ins Hinterland in solchen Momenten gut verstehen.

    Es ist wunderschön Euch zu sehen, von Euch zu lesen und somit als Trauzeuge, das beruhigte Gefühl zu haben, „es ist alles gut“ dort unten;-)

    Wir wünschen Euch weiterhin wunderbare Flitterwochen in dem Land über das Jared Diamond gesagt hat: „Die beste Annäherung an das Leben auf einem anderen Planeten“.

    Besondere (selbstgetippte) Grüsse von romy!

  2. Bin von meiner inneren Reise zurück, die aber auch im Außen wunderschönste Bergewelten tief verschneit, über den Nebelwolken und tagelang in Sonne getaucht beinhaltete. Ruhig, gelassen, glücklich (meistens!) bewundere ich nun eure Bilder hier, versuche mich mal einen Moment in der Vorstellung auf die andere Seite der Erdkugel zu beamen. Würde zu gerne mal eben mit euch Spaghetti in einer solchen Bucht (mit australischem Wein!) teilen….
    Habts ganz schön und flittert ausreichend!
    Katrin

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