Krise als Chance? Intelligente Mobilität ist möglich

 

Ich hatte in letzte Zeit öfter darüber nachgedacht, welchen Weg man gehen müsste, um wirklich eine andere Form der Mobilität im Rahmen unserer existierenden Gesellschaft umsetzen zu können, – und zwar so, dass es wirtschaftlich funktioniert, und sich nicht in fruchtlosen moralischen Apellen erschöpft.

Ich bin fassungslos über den akuten Mangel an technischer und unternehmerischer Phantasie, wenn ich die verschiedenen Artikel über Elektroautos lese – wir sind kollektiv so identifiziert mit unseren Autos, dass es kaum möglich scheint, sich auf diesem Gebeit geistig zu bewegen. Es wird schwadroniert über superteure, schwere Autos, die mit Batterien vollgestopft werden, und am besten zusätzlich noch einen Reserve-Benzinmotor mitschleppen sollen. Nur, damit wir jederzeit unsere spontanen 1000km abspulen könen. Drunter geht nichts – leider, leider geht das wohl nicht mit der Ökologie.

Etwas später rechnet jemand nach und stellt fest – dass der nötige Strom für ein solches Auto genausoviel Dreck erzeugt & CO2 emittiert wie das Fahren mir Benzin, wenn er konventionell in Kraftwerken erzeugt wird. Nein, Elektroautos gehen wirklich nicht!

Mir kamen nach ein paar Minuten Nachdenken folgendes Konzept, die es eigentlich ganz leicht möglich machen:

  • Bestehende, leichte Autos ohne Benzinmotor auf Elektroantrieb umrüsten
  • Groß-Batterien standardisieren und wechselbar machen. Wie für Kleingeräte schon seit langem bewährt. Wechsel-Klappe(n) seitlich am Auto. Oder unten. 
  • Modellübergreifendes(!) Leih- statt Kaufsystem wie bei Gasflaschen. Gekauft wird nur der Energieinhalt. Die Batterien werden vom anbietenden Unternehmen entwickelt, verliehen, gepflegt und weiterentwickelt (und professionell entsorgt bzw. aufgearbeitet am Ende der Lebensdauer). Günstige Preise durch riesige Stückzahlen.
  • Batterien haben einen eingebauten Chip, der alle Lade- und Entladevorgänge verfolgt und den aktuellen Energiegehalt und aus den Daten die  Qualität der Batterie mitloggt. Er kann auch die Qualität (Herkunft) des Stroms über Signaturen o.ä. identifizieren und zeigt auf Wunsch einen EUR-Preis über den verbliebenen Energieinhalt an. Ältere Batterien, die eher schlappmachen, kosten angemessen  weniger und können für überblickbare Pendelfahrten preisgünstig aufgebraucht werden.
  • Batteriewechselstationen als Franchisemodell, so jedes Dorf ganz schnell eine Station hat, weil es kaum Kapitalaufwand braucht, eine E-Tankstelle zu eröffen – ein Parkplatz mit Garage genügt. Oder Automaten. Alte Batterie rein, Gutschrift für Restenergie wird per Chipkarte mit den Kosten für die geladene verrechnet und vom Konto abgebucht.
  • Unterschiedliche Preise für Batterien, die mit Wind- oder Solarstrom geladen sind und welche mit Normalstrom. Differenz durch Subvention bzw. autom. Verrechnung mit Kfz-Steuer. Wer nur Solarstrom tankt, zahlt dadurch kaum Steuer.
  • Berechnung der Laufweite durch Bordcomputer, Anzeige der nächsten Tankstationen per Navi.
  • Anbieten von Solarsets fürs heimische Hausdach, wo man Batterien fürs eigene Auto (oder das der Nachbarn) selbst laden kann. Durch ablesbaren EUR-Preis ist ein direkter Handel möglich.
  • Für Notfälle kann man von anderem Verkehrsteilnehmer eine 2. Batterie leihen, um zur nächsten Tankstelle zu kommen, oder irgendwo gegen Barzahlung selber aufladen (Zähler ist im Auto eingebaut)

Das ganze wäre – nach etwas Entwicklungsarbeit – mit heutiger Technik problemlos umsetzbar. Es ist bezahlbar, es wird (nach einer Anlaufphase, die der Staat aus ethischen, politischen und ökologischen Gründen unterstützen muss, das ist sein Job) schnell akzeptiert werden, weil es sich rechnet. Durch die Standardisierung sind innerhalb von wenigen Jahren deutliche Preissenkungen möglich. Verbesserte Batterien können durch die individuelle Kapazitätsanzeige jederzeit nahtlos ins System eingespeist werden.

so meine Gedanken…

Heute stolpere ich nun bei  bei Utopia.de über ein Konzept der Firma  Better Place die fast genau das oben Beschriebene in Planung haben! Nur noch schicker. Und mit noch mehr Synergien, weil die stehenden Fahrzeuge als Windenergie-Zwischenspeicher eine ideale Zweitnutzung finden. Umgesetzt wird es bereits in Kalifornien, Dänemark und Israel. In 2 Jahren sollen die ersten landesweiten Netze stehen.


Rolf Schumann from UTOPIA AG on Vimeo.

Sagenhaft – es macht Hoffnung, dass sinnvolle Ideen viele Köpfe finden, durch die sie sich formen können und hoffentlich viele Hände finden, die sie umsetzen!

Update:
Artikel, gefunden bei Telepolis: Better Place für deutsche E-Autos

Bernd Kling 28.01.2009