Domebau-Happening im Schwarzwald

In den letzten Wochen und Monaten stellte sich heraus, dass das Thema Dome-Bau viele meiner Freunde fasziniert. Also habe ich sie für für den letzten Sonntag zu einem Dome-Bau Happening eingeladen. Geben wir uns doch einfach einmal einen Tag zum Spielen! Es ist alles da, um Spaß zu haben und spannende Erfahrungen zu sammeln: liebe Freunde, ein wunderbarer warmer bis heißer Tag, ein großer Hof, eine spannende und herausfordernde Idee, alle notwendigen Berechnungen aus dem Netz, Werkzeug, ein großer Kasten mit Schloßschrauben und 300 Bettlatten, die ich schon vor Jahren zurückgelegt hatte, weil es mir so ein interessantes, stabiles Material schien, viel zu schade zum wegwerfen. Diese sanfte Rundung rief danach, zu einer Kuppel zu werden…
Drei Männer hatte ich eingeladen, und alle drei kamen und brachten Unternehmungslust mit!
Hier ist unser Bericht:


Ein wunderbarer Tag zum Relaxen – aber nur für Katzen. Wir haben uns nach Menschenart diesen Tag zum Spielen gegeben, eine Menge Ideen im Kopf und viel vor.


Unser erstes Modell aus Strohhalmen (ein V3-Dome), das wir im April gebaut hatten, ist als Maskottchen auch dabei.


Das Material: elastische, kreuzverleimte Bett-Latten aus Recyclingbeständen. Sie haben in mir schon vor Jahren die Idee einer Kuppel vor dem inneren Auge entstehen lassen. „Der Martin hebt mal wieder jeden Kimskrams auf“, hieß es damals. Ignoranten! Aber heute ist der Tag der Wahrheit!


Auf der Site desertdomes.com fanden wir ein praktisches Berechnungstool. Wir bemessen damit die Strebenmaße so, dass unser Dome möglichst groß wird. Es sind für einen V4-Dome 6 verschiedene Längen notwendig, die mit A bis F bezeichnet werden.


Eine perfekt übersichtlich gemachte Zeichnung für die wunderbare Geometrie mit vielfältigen Symmetrien beim Zusammenbau – herzlichen Dank an Tara Landry von desertdome – eine inspirierte Mathematiklehrerin aus Kalifornien!


Zuerst zählen und kalkulieren – reicht es für unseren V4? Oder ginge sogar ein V5?


… genau maßnehmen – es kommt durchaus auf den Millimeter an, das wissen wir schon von unserem Strohhalm-Modell


… und jetzt wird mit 2 Teams um die Wette produziert. Wir machen für jeden der 6 Längen einen Master als Bohrschablone. Das Bohren geht nach kurzer Einarbeitungszeit fix wie’s Brezelbacken. gemeinsame männliche Energie, die einfach Spass macht – jeder schaut eigenständig, was es braucht und handelt ohne grosse Diskussionen.


Uuups, ein Loch im Reststück! Da hab ich wohl im Eifer des Gefechts die falsche Seite abgesägt! Glücklicherweise haben wir genug Reserve.


Nach anderhalb Stunden ist das Bau-Material fertig und wohlsortiert nach Buchstaben ausgelegt. Das soll mal eine Kuppel werden?



Auf gehts – Len hat die Ehre, die erste Schraube zu setzen. Sie wird später mal der höchste Punkt des Bauwerks sein.


Jetzt die richtigen Stäbe auslegen. Ganz oben beginnt es mit einem Fünfeck – weiter unten werden vier weitere Fünfecke folgen. Alle anderen sind Sechsecke.


Wir üben mit den ersten Verbindungen. Die 6 x 60 Schlossschrauben reichen so gerade eben – 5 mm länger wäre einfacher gewesen.


Ha, es wölbt sich bereits vielversprechend! Das sieht schonmal nicht schlecht aus.


Wir entdecken, dass der Verbindungsbau am besten klappt, wenn viele Hände zusammenhelfen.


Guckt die Schraube endlich richtig heraus, kommt der geile Schraubmoment, der alles fest zusammenfügt. Wir einigen uns auf eine links-vor-rechts-Regel, um die Verbindungen ästhetisch und einheitlich zu gestalten.


Erst wenn die Schraube sitzt, werden die Stäbe ausgerichtet. Immer auf die richtige Reihenfolge achten!


Es wirklich heiß heute – ich plündere die Saftvorräte für eine Verschnaufpause.


Relaxen, Betrachten des bisherigen Werks, kurze Diskussionen über die Strategie .. und weiter geht’s!


Eine Arbeitsteilung bildet sich fliessend heraus. Je weiter wir nach unten kommen, um so kniffliger wirds. Es entwickelt sich ein lustiges Kauderwelsch zur Kommunikation. Len sagt an „jetzt ein C, ein B und 2 mal F bitte“, einer holt das Material, andere legen Werkzeug und Schrauben und Unterlegscheiben bereit, zücken Zwinge und Hammer.


Wir bocken unsere Kuppel auf, um bequemer weiterbauen zu können.


Was für eine Hitze! Aber wir haben großes Glück – im Osten grummelt und blitzt in Sichtweite ein dickes Gewitter – es zieht aber gnädigerweise an Saig vorbei. Jetzt heißt es dranbleiben. Soviele Schrauben!


Wie man sieht, bauen wir mit System. A bis F – alles beschriftet an seinem hoffentlich rechten Platz.


Die unterste Reihe bauen wir extra – wir wollen den Dome auf die Garage befördern und hoffen, dass es so leichter geht. Es ist auch einfacher, die Elemente ohne die Spannung zu verbinden, die an manchen Stellen der Kuppel zu spüren ist. Die Bettlatten sind ja leicht gebogen, und unsere Kuppel kommt zwar recht nah an dies Biegung heran, aber sie sind nicht alle genau gleich stark gebogen. Das merkt man an manchen Stellen.


Fertig mit allen Dreiecken – jetzt nur noch zusammenbauen! Halt – da ist eine D-Latte übrig und eine E fehlt – haben wir uns verzählt oder etwas falsch eingebaut? Tatsächlich wir finden die falsch eingebaute E später dadurch, dass sich eine Stelle sich nicht verbinden lassen will und tauschen sie aus.


Wow, das wird toll! Es macht großen Spass, so zusammen zu werkeln! Wir sind begeistert von der Schönheit unseres Bauwerks.


Das Zusammensetzen von Ring und Kuppel ist an manchen Stellen herausfordernd und braucht alle Hände.


Das Werk ist vollbracht – die stolzen Erbauer: (v.l.n.r) Matthias, Len, Martin, Axel


Ist er nicht ein Prachtstück? Durchmesser fast 5m. Wir sind fasziniert von der Stabilität –
man kann sich ohne Probleme an den Latten hochziehen (Hier ein Video als Beweis – 27MB).


Wir öffnen eines der seitlichen Fünfecke als eine Art Tür.


So möchte ich gern mal einen Sommer wohnen… Wir decken den Dome noch gegen den Regen mit einer großen Plane ab.


.. aber jetzt ist nach ca. 8h intensiver Arbeit erstmal ein leckeres Essen fällig.
(herzlichen Dank für die ausgezeichnete fotografische Dokumentation durch Axel, und an alle für den gemeinsamen Spass, eure Ausdauer und Energie, die gute Zusammenarbeit und Geschicklichkeit!)

Dome-Bau

Am letzten Wochende haben wir eine Idee der letzten Wochen der Realisierung ein Stück näher gebracht: einen Dome (geodätische Kuppel) zu bauen. Erfunden wurde diese faszinierende Bauform, die mit extrem wenig Material schöne und sehr haltbare, kugelförmige Gebäude erzeugt in den 40er Jahren von Buckminster Fuller.
In Gesprächen mit meinen Freunden Len & Franziska von Theater R.A.B entwickelte sich die Vison, für Ihr neues Stück „Helios“ einen außergewöhlichen, naturnahen Aufführungsort zu schaffen, und es wurde relativ schnell kar, dass ein Dome dafür genau die richtige Ausstrahlung hätte.
Schon seit ich Bilder von dem letzten Boom-Festival sah, haben mich diese Gebäude fasziniert, durch ihre Ästhetik, durch den fast sakralen Charakter des Innenraums, der an die Himmelskuppel erinnert, und an die faszinierend einfachen Möglichkeiten des Bauens durch die serielle Verwendung von ganz wenigen Grundelementen.
Mein Hirn begann fast wie von selbst Entwürfe zu Bautechniken zu produzieren, die ich manchmal spät in der Nacht noch aufzeichnete:

Ideen für die Verbindungsknoten
verschiedene Ideenskizzen für die Verbindungsknoten

Letztes Wochenende machten wir uns nach einer intensiven Rechere im Netz und mit dem Know-How einer hilfreichen Berechnungs-Site aus dem Kreis um das „Burning Man-Festival“ in Amerika daran, den visionierten 10-m Dome erst einmal im Maßstab 1:10 auf dem heimischen Wohnzimmerteppich als Modell zu bauen.
Das Konstruktionsprinzip eines V3-Domes
Das Konstruktionsprinzip eines V3-Domes

Material: 2 Packungen Stohhalme, stabiler Bindfaden, etwas Draht und einige Unterlegscheiben.
Wir testeten ein System, in dem Ketten der 3 verschieden langen Elemente A, B und C zusammengestellt werden, um sie dann zu dem Gebäude zusammenzufügen. Nach einigem Studieren der Schemazeichnung kam folgendes dabei heraus:

Das gesamte Material, wohlgeordnet in Ketten aufgefädelt
Das gesamte Material, wohlgeordnet in Ketten aufgefädelt

Wir erkannten bald, dass wir ganz oben, am Scheitelpunkt mit dem Zusammenbau beginnen sollten, und einige Zeit später sah das Ganze so aus:
Vernetzung ganz praktisch...
Vernetzung ganz praktisch...

Und tatsächlich, nach dem Verbinden der ersten waagerechten Ketten begann die Kuppel wackelig sich aufzurichten. Immer wieder waren wir fasziniert von den vielen Symetrien, die sich beim Zusammensetzen ergeben. Eigentlich hätten wir 3 Farben benutzen müssen, hatten aber nur 2 Sorten Strohhalme, so dass die beiden Kürzeren Sorten A+B beide in gelb erscheinen.

Es gab Momente, in denen unser Produkt sich bedrohlich in Richtung eines chaotischen Knotens zu entwickeln schien, aber letztlich war es das schwierigste, die kleinen 6er- Verbindungen einigermaßen stabil hinzubekommen.

Wir bauten also von oben nach unten, und tatsächlich wurde unser Gebäude immer stabiler, je höher es wuchs!
Es ist schön, und es hält, obwohl es nur aus superleichten Plastikstrohhalmen besteht!

Plötzlich gab es auf auf unserem neuen Tischgrill ein leckeres Abendessen, und später vergaßen wir in unseren Planungen und Visionen ganz das Fotografieren.
Hier ein Bild vom Strohhalm-Dome, das wir später im Juli gemacht haben, als wir uns den Bau eines echten 5m-Domes vorgenommen haben.

Jetzt drehen sich unsere Gedanken darum, mit welchen Materialien man einen echten Dome in Originalgröße umsetzen könnte und dabei die Quadratur des Kreises schafft:
– möglichst preisgünstig
– möglichst ohne industrielle Spezialwerkzeug herzustellen
– möglichst schnell und einfach auf- und abzubauen (Tournee)
– regendicht, belüftbar, sturmstabil verankert
– und möglichst kompakt zum Transportieren

Mein aktuell letzter Stand ist die Idee, die Elemente schreinermäßig aus Kanthölzern anzufertigen, präzise zu verzapfen und spezialangefertigte Verbindungsknoten komplett einzusparen. Die regenfeste Außenhaut könnte direkt aufgetackert werden. Jetzt braucht es etwas Mathematik, um die Winkel für die Konstruktion exakt auszurechnen…

dome-aus-holzplane

.. die Aktion hat viel Spaß gemacht, es bleibt spannend. Mir schwirren schon Ideen mit verglasten Elementen und gut isolierten Lehmbau-Wandheizungselementen nach dem Vorbild unserer Wohnung für einen winterfesten Dome durch den Kopf….

Das Holodeck für den Alltag kommt…

Jetzt habe gerade über den Kapitalismus gelästert, muss aber hier gestehen, dass er auf der anderen Seite erstaunliche und faszinierende Blüten treibt. Wir scheinen aktuell in einer Zeit brodelnder Kreativität zu leben!
Die Welt der Informationen im Computer & Netz wird oft als virtuell bezeichnet, sie scheint einer anderen, von der „wirklichen Welt“ zuverlässig getrennten Dimension anzugehören, in die man nur durch das sperrige Fenster von Tastaturen und Bildschirmen reisen kann. Diese Zeit scheint sich langsam dem Ende zuzuneigen.
Man nehme – nein, keine high-tech Polarisationsbrille mit einem teuren Supercomputer dahinter für „augmented reality“ -, sondern, (für den aktuellen Einkaufspreis von etwa 350$):
1 Handy
1 Taschenprojektor mit Spiegel
1 Webcam
… etwas Software
… und 4 bunte Fingerkappen
hänge sich alles zusammen um den Hals und los gehts, in eine spielerische und faszinierende Synthese von virtueller und materieller Welt (ca. 8 min):

Was mich berührt – hier finde ich die Vision aus meinem Artikel einer globalen Okö-Produktdatenbank wieder!